Howard Gardner: Multiple Intelligenzen und individuelle Lernwege
- Tiger Rudel Autorin

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Howard Gardner (*1943) ist ein amerikanischer Entwicklungspsychologe und Professor an der Harvard University. Seine Theorie der Multiplen Intelligenzen revolutionierte das Verständnis von Intelligenz und Lernen. Anstatt Intelligenz nur als einen einheitlichen IQ-Wert zu betrachten, argumentierte Gardner, dass es verschiedene Intelligenzformen gibt, die sich in individuellen Stärken und Vorlieben äußern. Seine Forschung hat die Bildungslandschaft nachhaltig geprägt und zu neuen Ansätzen in Schulen und Erziehungseinrichtungen geführt.
Gardners Weg zur Pädagogik
Howard Gardner wurde 1943 in Scranton, Pennsylvania, geboren. Schon früh zeigte er ein großes Interesse an Musik und Literatur, doch seine akademische Laufbahn führte ihn in die Psychologie. An der Harvard University promovierte er in Entwicklungspsychologie und begann seine Forschung am „Project Zero“, einem interdisziplinären Forschungszentrum, das sich mit Kreativität und Lernprozessen befasst.
Während seiner Studien stellte Gardner fest, dass herkömmliche Intelligenztests nur einen kleinen Ausschnitt dessen messen, was Menschen tatsächlich leisten können. Er entwickelte daraufhin die Theorie der Multiplen Intelligenzen, die er 1983 in seinem Buch Frames of Mind: The Theory of Multiple Intelligences erstmals vorstellte. Seine Erkenntnisse führten dazu, dass Bildungsansätze überdacht wurden, um Kindern vielfältige Lernwege zu ermöglichen.
Die acht Intelligenzen nach Gardner
Linguistische Intelligenz – Die Fähigkeit, Sprache wirkungsvoll zu nutzen, z. B. bei Schriftstellern, Dichtern oder Rednern.
Logisch-mathematische Intelligenz – Die Fähigkeit, analytisch zu denken, Muster zu erkennen und Probleme logisch zu lösen.
Visuell-räumliche Intelligenz – Die Fähigkeit, sich Dinge bildhaft vorzustellen und mit Formen, Farben und Strukturen zu arbeiten.
Musikalische Intelligenz – Die Fähigkeit, Töne, Rhythmen und Melodien zu erkennen, zu erzeugen und zu verstehen.
Körperlich-kinästhetische Intelligenz – Die Fähigkeit, sich geschickt zu bewegen und den eigenen Körper bewusst einzusetzen.
Interpersonale Intelligenz – Die Fähigkeit, andere Menschen zu verstehen und mit ihnen effektiv zu kommunizieren.
Intrapersonale Intelligenz – Die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren und die eigenen Emotionen und Gedanken zu verstehen.
Naturalistische Intelligenz – Die Fähigkeit, Naturphänomene zu beobachten, zu unterscheiden und mit der Umwelt in Beziehung zu setzen.
Gardner betont, dass jeder Mensch eine einzigartige Kombination dieser Intelligenzen besitzt. Es gibt keine „besseren“ oder „schlechteren“ Intelligenzformen – vielmehr sollte das Bildungssystem individuelle Stärken fördern, anstatt nur traditionelle akademische Fähigkeiten zu bewerten.
Gardners Ansatz im Alltag: Tipps für Eltern und Tagespflegepersonen
Vielfältige Lernmethoden anbieten
Jedes Kind lernt auf unterschiedliche Weise. Während einige Kinder durch Zuhören gut lernen, brauchen andere Bewegung oder visuelle Hilfsmittel. Eltern und Tagespflegepersonen können verschiedene Methoden ausprobieren, um herauszufinden, welche am besten passen.
Stärken erkennen und fördern
Achte darauf, welche Aktivitäten dein Kind besonders gerne macht. Ein Kind, das ständig tanzt, könnte eine ausgeprägte körperlich-kinästhetische Intelligenz haben, während ein anderes, das gerne Rätsel löst, möglicherweise logisch-mathematisch begabt ist.
Lernen spielerisch gestalten
Nutze Spiele, Musik, Rollenspiele oder Naturerkundungen, um Wissen abwechslungsreich zu vermitteln. Kinder lernen am besten, wenn sie Spaß an der Sache haben.
Keine Intelligenzform überbewerten
In vielen Bildungssystemen wird sprachliche und mathematische Intelligenz stärker gewichtet als kreative oder soziale Fähigkeiten. Es ist wichtig, Kinder nicht nach traditionellen Maßstäben zu bewerten, sondern ihre individuellen Talente wertzuschätzen.
Buch-Empfehlungen für Eltern und Pädagogen
„Frames of Mind: The Theory of Multiple Intelligences“ – Howard Gardner (Das grundlegende Werk zur Theorie der Multiplen Intelligenzen)
„Intelligence Reframed: Multiple Intelligences for the 21st Century“ – Howard Gardner (Über die Weiterentwicklung der Theorie und ihre Anwendung in modernen Bildungssystemen)
„Multiple Intelligences in the Classroom“ – Thomas Armstrong (Praktische Umsetzung der Theorie in Schul- und Bildungsbereichen)
Fazit
Howard Gardner hat mit seiner Theorie der Multiplen Intelligenzen gezeigt, dass jeder Mensch auf unterschiedliche Weise lernt und denkt. Seine Erkenntnisse helfen Eltern und Pädagogen, Kinder individueller zu fördern und ihnen vielfältige Lernmöglichkeiten zu bieten.
Anstatt sich nur auf klassische Schulfächer zu konzentrieren, können Eltern und Tagespflegepersonen die verschiedenen Intelligenzformen berücksichtigen, um Kindern eine ganzheitliche Bildung zu ermöglichen.







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