Loris Malaguzzi und die Reggio-Pädagogik: Bildung als kreativer Prozess
- Tiger Rudel Autorin

- 29. Okt.
- 3 Min. Lesezeit

Loris Malaguzzi (1920–1994) war ein italienischer Pädagoge und der Begründer der Reggio-Pädagogik, eines innovativen Bildungsansatzes, der sich durch partizipatives Lernen, kreative Ausdrucksformen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Kindern, Erziehenden und der Gemeinschaft auszeichnet. Sein Konzept basiert auf der Überzeugung, dass Kinder von Natur aus neugierig, kompetent und kreativ sind.
Malaguzzis Weg zur Pädagogik
Loris Malaguzzi wurde 1920 in Correggio, Italien, geboren. Nach seinem Lehramtsstudium begann er als Lehrer zu arbeiten, doch seine wahre Berufung fand er in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Stadt Reggio Emilia beobachtete er, wie Eltern mit eigenen Händen eine Schule für ihre Kinder aufbauten. Inspiriert von diesem Gemeinschaftsgeist begann er, neue Bildungskonzepte zu entwickeln, die den traditionellen Schulunterricht herausforderten.
Malaguzzi war überzeugt, dass Kinder aktive Konstrukteure ihres Wissens sind und durch soziale Interaktionen und kreative Prozesse am besten lernen. Sein Ansatz entwickelte sich in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Gemeinden und wurde später als Reggio-Pädagogik international anerkannt.
Seine berühmte Metapher der "100 Sprachen der Kinder" beschreibt die Vielfalt an Ausdrucksformen, mit denen Kinder die Welt erkunden: Sprache, Kunst, Musik, Bewegung und viele weitere kreative Wege.
"Ein Kind hat hundert Sprachen, hundert Hände, hundert Gedanken, hundert Weisen zu denken, zu spielen, zu sprechen. Doch man beraubt es der neunundneunzig." – Loris Malaguzzi
Die Kernprinzipien der Reggio-Pädagogik
Das Kind als aktiver Gestalter seines Lernprozesses
Kinder sind von Natur aus neugierig und forschend. Sie lernen nicht nur durch Instruktion, sondern durch eigene Erfahrungen und kreative Ausdrucksformen.
Die Rolle der Erziehenden als Begleiter und Zuhörer
Pädagog:innen sind keine reinen Wissensvermittler, sondern unterstützen Kinder darin, ihre Ideen zu erforschen und weiterzuentwickeln.
Projektbasiertes Lernen
Statt starrem Lehrplan stehen Projekte im Mittelpunkt, die aus den Interessen der Kinder entstehen und interdisziplinär bearbeitet werden.
Die Bedeutung der Umgebung als "dritter Erzieher"
Die Raumgestaltung in Reggio-Einrichtungen ist bewusst offen, ästhetisch und inspirierend, um Interaktion und Kreativität zu fördern.
Die "100 Sprachen" der Kinder
Kinder haben unzählige Wege, sich auszudrücken, von Kunst über Musik bis hin zu Bewegung und Spiel. All diese Ausdrucksformen sind gleichwertig und müssen gefördert werden.
Wie Eltern und Tagespflegepersonen die Reggio-Pädagogik nutzen können
Die Neugier der Kinder ernst nehmen
Stelle offene Fragen wie: "Was denkst du darüber?" oder "Wie könnten wir das herausfinden?"
Ermutige Kinder, eigene Hypothesen aufzustellen und diese spielerisch zu erforschen.
Kreative Ausdrucksformen unterstützen
Stelle unterschiedliche Materialien für Malen, Bauen oder musikalisches Experimentieren bereit.
Lass Kinder ihre Gedanken durch Kunst, Tanz oder Geschichtenerzählen ausdrücken.
Die Umgebung bewusst gestalten
Sorge für eine inspirierende, aufgeräumte und anregende Umgebung mit leicht zugänglichen Materialien.
Integriere Naturmaterialien wie Holz, Steine oder Pflanzen, um das natürliche Erkunden zu fördern.
Kinder aktiv in Entscheidungen einbinden
Lass Kinder mitbestimmen, welche Projekte oder Themen sie erkunden möchten.
Schaffe demokratische Momente im Alltag, in denen Kinder ihre Meinungen und Ideen teilen können.
Buch-Empfehlungen für Eltern und Tagespflegepersonen
"Die hundert Sprachen des Kindes" – Loris Malaguzzi & Reggio Children (Einblicke in die Reggio-Pädagogik)
"Ein Raum für Kinder: Die Pädagogik von Reggio Emilia" – Reggio Children (Umsetzung der Prinzipien im Alltag)
"Bringing Reggio Emilia Home" – Louise Boyd Cadwell (Praxisbuch für Eltern und Pädagogen)
Fazit
Loris Malaguzzi hat mit der Reggio-Pädagogik einen Ansatz geschaffen, der Kinder als selbstbestimmte, kreative und kompetente Individuen sieht. Seine Philosophie ermutigt Erwachsene, den Forschergeist der Kinder ernst zu nehmen, ihnen Raum für Entfaltung zu geben und gemeinsam mit ihnen die Welt zu entdecken.
Eltern und Tagespflegepersonen können von diesem Konzept profitieren, indem sie den Kindern vielseitige Ausdrucksformen ermöglichen, eine inspirierende Umgebung schaffen und auf ihre Ideen und Fragen eingehen.







Kommentare