Maria Montessori: „Hilf mir, es selbst zu tun“
- Tiger Rudel Autorin

- 26. Nov.
- 4 Min. Lesezeit

Maria Montessori (1870–1952) war eine der bekanntesten Pädagoginnen des 20. Jahrhunderts und eine Pionierin im Bereich der frühkindlichen Bildung. Ihre pädagogischen Prinzipien haben die Art und Weise, wie wir über Lernen und die Entwicklung von Kindern nachdenken, nachhaltig verändert.
Montessori setzte sich intensiv dafür ein, dass Kinder als aktive Teilnehmer an ihrem eigenen Lernprozess verstanden werden. Sie entwickelte eine Methode, die das Kind in den Mittelpunkt stellt und ihm die Freiheit gibt, auf natürliche Weise und in seinem eigenen Tempo zu lernen.
Montessoris Weg zur Pädagogik
Maria Montessori wurde 1870 in Italien geboren und war eine der ersten Frauen in Italien, die ein Medizinstudium abschloss. Ihre medizinische Ausbildung und ihre Arbeit mit Kindern in sozialen Brennpunkten in Rom führten sie zu der Erkenntnis, dass Lernen nicht durch strenge Disziplin und feste Regeln geprägt sein sollte, sondern dass Kinder von Natur aus die Fähigkeit haben, sich selbst zu bilden, wenn sie die richtige Umgebung und die richtigen Materialien haben.
Ihre Arbeit mit Kindern in einer „Casa dei Bambini“ (Haus der Kinder) in Rom war die Grundlage für ihre Entwicklung der Montessori-Pädagogik. Hier beobachtete sie Kinder und stellte fest, dass sie durch das freie Spiel und eigenständige Arbeiten viel mehr lernten als durch klassische schulische Strukturen. Diese Erkenntnisse führte sie zu einer revolutionären Erkenntnis: Kinder brauchen keine vorgefertigten Lehrpläne, sondern müssen die Freiheit haben, selbstbestimmt zu lernen, ihre eigenen Interessen zu verfolgen und ihre Umgebung aktiv zu erforschen.
Montessori entwickelte eine Methode, die es Kindern ermöglichte, durch speziell entwickelte Materialien ihre kognitiven Fähigkeiten zu entfalten. Sie prägte die Idee, dass Kinder in einer Umgebung, die speziell für ihre Bedürfnisse gestaltet ist, sowohl körperlich als auch geistig aufblühen können.
Die Prinzipien der Montessori-Pädagogik
Respekt vor dem Kind: Kinder werden als aktive, selbstständige Lerner betrachtet. Sie haben das Recht, ihre eigene Entwicklung zu bestimmen und in ihrem eigenen Tempo zu lernen.
Lernen durch Selbsttätigkeit: Montessori betonte, dass Kinder am besten lernen, wenn sie ihre Umwelt selbstständig erkunden können. Sie brauchen keine ständige Anleitung, sondern die Freiheit, ihre eigenen Entdeckungen zu machen.
Vorbereitete Umgebung: Eine gut vorbereitete Umgebung ist entscheidend für das Lernen der Kinder. Diese Umgebung sollte so gestaltet sein, dass sie den Bedürfnissen des Kindes entspricht und es zu selbstständigem Handeln anregt.
Individuelle Lernpfade: Jedes Kind hat seinen eigenen Lernrhythmus und seine eigenen Interessen. Montessori-Pädagogik setzt auf individuelle Förderung, bei der Kinder nach ihren eigenen Interessen und in ihrem eigenen Tempo lernen können.
Selbstdisziplin und Verantwortung: Kinder lernen durch die Freiheit, die sie in der Montessori-Umgebung erfahren, Verantwortung für sich selbst und ihr eigenes Lernen zu übernehmen. Disziplin entsteht durch das bewusste Handeln und die Reflexion der eigenen Erfahrungen.
Montessoris Ansatz im Alltag: Tipps für Eltern und Tagespflegepersonen
Ermögliche selbstständiges Lernen
Montessori betonte, wie wichtig es ist, den Kindern Freiräume zu geben, in denen sie selbstständig lernen können. In der Praxis bedeutet das, Kindern die Möglichkeit zu bieten, Aufgaben selbst zu übernehmen. Ein Beispiel wäre es, das Kind in die Haushaltsaufgaben einzubeziehen, wie das Abdecken des Tisches oder das Gießen von Pflanzen. Diese Aufgaben fördern nicht nur die Selbstständigkeit, sondern stärken auch das Verantwortungsbewusstsein.
Bereite eine anregende Umgebung vor
Die Umgebung spielt eine Schlüsselrolle im Montessori-Ansatz. Eltern und Tagespflegepersonen können einen Raum gestalten, der den Kindern Möglichkeiten zur Entdeckung bietet. Regale mit leicht zugänglichen Materialien, klare Strukturen und eine aufgeräumte Umgebung fördern das eigenständige Arbeiten der Kinder und geben ihnen die Freiheit, sich kreativ auszudrücken.
Fördere freie Wahl und Verantwortung
Montessori glaubte daran, dass Kinder durch die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, Selbstvertrauen und Verantwortungsbewusstsein entwickeln. Eltern und Tagespflegepersonen sollten Kindern die Möglichkeit geben, aus verschiedenen Aktivitäten zu wählen, sei es beim Spielen, bei der Auswahl von Büchern oder bei der Durchführung von Aufgaben. Die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, fördert das Selbstbewusstsein und die Entwicklung einer intrinsischen Motivation zum Lernen.
Achte auf den natürlichen Entwicklungsrhythmus
Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Anstatt Kinder in vorgegebene Lerngeschwindigkeiten zu zwingen, sollten Eltern und Tagespflegepersonen dem natürlichen Rhythmus der Kinder folgen. Dies bedeutet, dass sie Geduld und Verständnis aufbringen müssen, um das Kind in seinem eigenen Tempo wachsen und lernen zu lassen.
Buch-Empfehlungen für Eltern und Tagespflegepersonen
„The Absorbent Mind“ – Maria Montessori (Ein Klassiker, der die Entwicklung des Kindes in den ersten Jahren beschreibt und die Grundlagen der Montessori-Methode erklärt)
„The Montessori Method“ – Maria Montessori (Das grundlegende Werk von Maria Montessori, das ihre pädagogische Philosophie und ihre Ansätze im Detail erläutert)
„Montessori: The Science Behind the Genius“ – Angeline Stoll Lillard (Eine moderne Interpretation der Montessori-Methode mit wissenschaftlicher Untermauerung)
Fazit
Die Montessori-Pädagogik stellt das Kind in den Mittelpunkt des Lernprozesses. Sie ermutigt Kinder, selbstständig zu lernen und Verantwortung für ihr eigenes Lernen zu übernehmen. Durch die Schaffung einer vorbereiteten Umgebung und die Förderung der Selbstständigkeit können Eltern und Tagespflegepersonen den Grundstein für eine positive und selbstbestimmte Entwicklung von Kindern legen.
Maria Montessori hat mit ihrer Methode einen Ansatz geschaffen, der nicht nur das Lernen der Kinder fördert, sondern auch ihr Selbstbewusstsein, ihre Unabhängigkeit und ihre Fähigkeit zur Problemlösung stärkt.






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